Man nennt sie die "Schmerzen der heutigen Gesellschaft." Rückenschmerzen haben viele Namen - Hexenschuss, Lumbalgie, Ischialgie, Bandscheibenvorfall usw. Doch eine Gemeinsamkeit haben all diese Formen, sie können der Auslöser für deine Schmerzen sein.
Das zentrale tragende Element in unserem Skelettsystem bildet die Wirbelsäule, auch lat. “columna vertebralis” oder umgangssprachlich als das “Rückgrat” bezeichnet. Ihre Hauptfunktion ist es, unseren Körper zu stützen, eine aufrechte Haltung und Bewegungen in verschiedene Richtungen zu ermöglichen. Seitlich betrachtet stellt die Wirbelsäule eine doppelte S-Form dar, um Erschütterungen abzufedern und auf den Körper zu verteilen.
Unsere Wirbelsäule besteht aus:
7 Halswirbel (Cervikalwirbel C1-C7) der Halswirbelsäule (HWS) - blau
12 Brustwirbel (Thorakalwirbel Th8-Th12) der Brustwirbelsäule (BWS) - grün
5 Lendenwirbel (Lumbalwirbel L1-L5) der Lendenwirbelsäule (LWS) - rot
5 miteinander verbundenen Kreuzwirbel (Sakralwirbel S1) des Kreuzbeins (Os sacrum) - weiß
und 4-5 Steißbeinwirbel (Kokzygealwirbel S2) des Steißbeins (Os coccygis) - gelb
Fun Fact!
Der erste Halswirbel C1 - auch Atlaswirbel genannt - verdankt seinen Namen einem Titanen, der als Bestrafung für einen verlorenen Kampf gegen die Olympier am Rande der Erde stehen und das Himmelsgewölbe stützen musste.
In unserer Wirbelsäule fungiert der Atlaswirbel als Bindeglied zwischen Kopf und Körper und stützt zugleich unser Skelett. Der Name des zweiten Halswirbels “Axis” stammt aus dem Griechischen und bedeutet Achse. Gemeinsam bilden Atlas und Axis die Kopfgelenke und ermöglichen die Drehung des Kopfes.
Im Gegensatz zum Kreuz- und Steißbein, sind die oberen drei Teile der Wirbelsäule (HWS, BWS, LWS) beweglich. Doch während die Beweglichkeit zwischen den einzelnen Wirbeln nur wenig Spielraum lässt, ergibt sich aus der Summe aller Wirbel ein sehr großer Bewegungsumfang:
Das Vorbeugen des Körpers und das Strecken nach hinten erfolgt vor allem über die Hals- und Lendenwirbelsäule. Auch eine leichte Seitwärtsneigung ist in diesem Bereich möglich.
Den größten Bewegungsspielraum, um sich zur Seite zu neigen, bietet jedoch die Brustwirbelsäule, denn lediglich Bänder und Rippen schränken die Bewegung ein.
Aufgrund der Sinnesorgane Auge und Ohr, benötigt der Kopf einen möglichst großen Bewegungsumfang. Deshalb ist die Drehung um die senkrechte Achse am weitesten im Halsbereich durchführbar. Nach unten hin zunehmend, wird die Möglichkeit der Drehung immer weniger und ist im Bereich der Lendenwirbelsäule am geringsten.
Zusätzlich zu den einzelnen Wirbelkörpern besitzt der Mensch 23 Bandscheiben, auch Zwischenwirbelscheiben oder lat. “discus intervertebralis” genannt. Sie setzen sich aus einem relativ festen äußeren Faserring und einem im Inneren gelegenen Gallertkern zusammen. Als elastische Verbindungsglieder zwischen jeweils zwei Wirbelkörpern (mit Ausnahme der ersten zwei Halswirbel, Kreuz- und Steißbeinwirbel) ermöglichen sie der Wirbelsäule die nötige Flexibilität und fungieren als Puffer, um Stöße durch das Gehen, Laufen und Springen abzufangen.
Das Zusammenspiel vieler Faktoren wie mangelnder Bewegung, Stress und Überforderung sowie Verletzungen der Wirbelsäule kann zu verschiedenen Erkrankungen im Rückenbereich führen. Rückenleiden sollten daher frühzeitig behandelt werden, um alltäglichen Einschränkungen schnellstmöglich entgegenzuwirken.
Plötzlich auftretende Schmerzen im Lendenwirbelsäulenbereich - auch bekannt als “Hexenschuss” - werden durch abrupte, ungewohnte oder ungeschickte Bewegungen ausgelöst, z.B. beim Bücken, Heben oder der Rumpfdrehung. Ursache eines Hexenschusses können psychosoziale Faktoren wie Stress, Überarbeitung oder Übermüdung sein, ebenso feuchtes oder kaltes Wetter. In den meisten Fällen jedoch entstehen die Schmerzen durch die Kombination aus unterschiedlichen Faktoren.
Der im Volksmund bezeichnete “Hexenschuss” kann zu heftigen, meist einseitigen Schmerzen im unteren Rücken führen, die jede weitere Bewegung beinahe unmöglich machen. Doch auch beim Stehen und Gehen verspüren Betroffene stark stechende und ziehende Schmerzen, die eventuell bis in die Beine ausstrahlen. Häufig verharren Patient:innen daraufhin in einer vornüber gebeugten Schonhaltung, da die Beweglichkeit der Lendenwirbelsäule schmerzbedingt stark eingeschränkt sein kann.
Überlastete Muskeln im Nacken- und Schulterbereich werden u.a. durch Muskelverspannungen, die psychischer Natur sein können, aber auch durch Zugluft, Fehlhaltungen oder Zerrungen hervorgerufen. Des Weiteren begünstigen Verletzungen wie ein Schleudertrauma, körperlicher Verschleiß und rheumatische Erkrankungen Schmerzen im Nacken- und Schulterbereich. Durch die starken Schmerzen kann es ebenfalls zur Schonhaltung kommen, was wiederum den Schmerz intensiviert und Schwindel, Unwohlsein, Ohrgeräusche oder Kopfschmerzen bewirken kann.
Häufig wird die Ischialgie als ein akuter Bandscheibenvorfall beschrieben, bei dem es zu einer Kompression der Nervenwurzel kommt. Dennoch lass dir gesagt sein, ein Bandscheibenvorfall führt nicht immer zu Ausstrahlungen oder Rückenschmerzen. Herlin et al (2018) und Brinjikji et al. (2015) konnten in ihren Studien feststellen, dass im Alter von 60 Jahren 88% der Probanden degenerierte Bandscheiben hatten, welche jedoch nicht mit Schmerzen einhergingen.
Es ist ganz normal, dass im Laufe des Alters oder durch falsche Bewegung die Elastizität der Bandscheiben mehr und mehr abnimmt, weshalb ihre faserige Hülle reißen und die austretende Masse auf die Nerven, die am Rückenmark entspringen, drücken kann.
Typisch für eine Ischialgie sind einseitige Beinschmerzen, leichte Schmerzen im unteren Rückenbereich, ein Taubheitsgefühl oder das sogenannte "Ameisenlaufen" im betroffenen Beinbereich, Muskelschwäche, reduzierte Sehnenreflexe sowie verstärkte Schmerzen beim Husten, Niesen oder tiefen Atmen.
Doch du solltest wissen, dass Schmerzen bei einer Bewegung nicht automatisch bedeuten, dass du dir schadest. Wenn der Schmerz anhält, dann kann das daran liegen, dass die Wirbelsäule und die umgebende Muskulatur sensibler gegenüber Berührung und Bewegung geworden sind → In diesem Fall signalisiert dir der Schmerz, wie sensibel deine Strukturen inzwischen sind.
Es ist wichtig, trotz leichter Schmerzen zu Beginn des Trainings am Ball zu bleiben, denn Bewegung gehört zu den effektivsten Mitteln, Rückenschmerzen zu behandeln.
“Aua!”
Was du wissen solltest: Schmerzen sind immer ein Alarmsignal deines Körpers, um dich auf drohende Schäden aufmerksam zu machen. Es wäre ein Fehler, deine Schmerzen nur mit Medikamenten zu betäuben, denn dadurch schadest du deinem Körper nur noch mehr und sobald die Medikamentenwirkung nachlässt, sind die Beschwerden wieder deutlich zu spüren - meist sogar stärker als zuvor.
Anstelle zu versuchen, deine Rückenleiden mit Arzneimitteln zu unterdrücken, solltest du lieber der wahren Ursache deiner Probleme auf den Grund gehen. Denn es gibt so einige Faktoren, die für deine Rückenbeschwerden verantwortlich sein können:
Ungeeignete Bewegungsmuster
Einseitige Belastung im Beruf oder Sport
Schlechte Arbeitsplatzgestaltung
Übermäßiges Sitzen
Psychosozialer Stress
Rauchen und Alkohol
Übergewicht
mangelnde Bewegung
zu hohe körperliche Beanspruchung durch Sport, Hobby, Beruf
Zusammengefasst besteht ein Ungleichgewicht zwischen Belastbarkeit und Belastung!
BEWEGUNG hält deinen Körper in Betrieb. Dein Stoffwechsel wird angetrieben, du kannst Stress abbauen, es hält dich fit und du bleibst gesund → Ohne entsprechendem Ausgleich wird langes Sitzen also zu deinem größten Feind!
Der moderne Büromensch verbringt durchschnittlich neun Stunden am Tag in gebückter Haltung an seinem Schreibtisch, wechselt kaum seine Position und bewegt sich selten mehr als 2 Kilometer. Zu wenig Bewegung kann nicht nur Stoffwechselproblematiken herbeiführen, sondern auch die Belastbarkeit deines Körpers reduzieren.
Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sind mindestens 150 Minuten Bewegung in der Woche für Erwachsene empfehlenswert. Aerobe Aktivitäten - besser bekannt als Grundlagentraining -, von moderater bis zu hoher Intensität, bietet viele gesundheitliche Vorteile. Doch egal was du tust, entscheidend ist, dass du aktiv bist! Denn wie die WHO so schön sagt: "Für die Gesundheit zählt jede Bewegung".
Nicht nur Bewegungsmangel, sondern auch Stress kann Schmerzen auslösen. Denn Stress aktiviert den Sympathikus, der unseren Körper in Alarmbereitschaft hält.
Dein Herz beginnt zu rasen.
Dein Atem wird schneller.
Deine Muskeln werden vollgepumpt mit Blut.
Doch anstatt deinem Stress durch Bewegung ein Ventil zu geben, sitzen wir tagtägliche Stresssituationen und die damit einhergehende Anspannung einfach aus.
Zusätzlich zu Bewegungsmangel und Stress, spielt auch unsere Ernährung eine wichtige Rolle bei Rückenschmerzen. Der Darm liegt anatomisch betrachtet eng bei den tiefen Rücken- und Rumpfmuskeln, weshalb Darmprobleme - wie Blähungen oder Reizdarm - ebenfalls zu Beschwerden im Rücken führen können. Eine ungesunde Ernährung, insbesondere übermäßiger Zuckerkonsum, können sich problematisch auf den Rücken auswirken, da Zucker in großen Mengen ein Kalziumräuber ist und bei der Entwicklung von Osteoporose beteiligt sein kann.
Nicht zu vergessen: Zucker macht dick und Übergewicht zählt mit zu den Hauptfaktoren von Rückenschmerzen. Somit stellt ein erhöhtes Körpergewicht eine größere Belastung für deinen Rücken dar.
Zusammengefasst solltest du auf ausreichend Bewegung achten, Stress vermeiden und dich möglichst gesund ernähren, um deine Rückengesundheit positiv zu beeinflussen.
Wir sind für dich da. Nutze unsere medicalmotion App und geh das Problem an, bevor es überhaupt entsteht. Mit unseren speziell an dich und deinen Alltag angepassten Übungsempfehlungen kannst du Rückenleiden nicht nur rehabilitiv, sondern präventiv entgegenwirken. Minimaler Aufwand, maximales Ergebnis. Bereits 15 Minuten täglich können helfen, deine Schmerzen zu lindern und deine Beweglichkeit zu verbessern. Probiere es selbst aus und tue deinem Körper etwas Gutes.