Arthrose - Was ist das und woran erkennst du sie?

von Anja Grünauer
Veröffentlicht am: 15.4.2024

Du hast Schmerzen im Kniegelenk, an der Hüfte oder im Fuß? 

Arthrose ist eine der häufigsten Gelenkerkrankungen weltweit und kann praktisch jedes Gelenk betreffen. Um dir dabei helfen zu können, deine Schmerzen nachhaltig zu reduzieren, ist es wichtig, das Krankheitsbild Arthrose ganzheitlich zu verstehen.

Was ist Arthrose?

Bei Arthrose handelt es sich um eine degenerative Gelenkerkrankung, die durch den Verlust von Knorpelgewebe entsteht. Auch bekannt unter den Begriffen Osteoarthrose oder umgangssprachlich Gelenkverschleiß, gilt Arthrose weltweit als die häufigste Erkrankung der Gelenke. Auch wenn der Begriff Gelenkverschleiß irreführend ist, denn er suggeriert fälschlicherweise, dass sich der Knorpel bei vorhandener Arthrose durch Belastung weiter abbaut.

Knorpelgewebe reagiert wie Muskelgewebe auf Belastung. Nicht nur zu hohe Belastung, Abnutzung und Verschleiß von Knorpelschichten in den verschiedenen Gelenken fördert die Entstehung von Arthrose. Besonders zu wenig oder gar keine Belastung kann dafür sorgen, dass der Knorpel dünner und brüchiger wird.

Die richtige Belastung hingegen fördert die Produktion von Synovialflüssigkeit, welche als natürliche Schmierung dient, und regt die Zellen im Knorpel zur Bildung von Proteinen an, die dessen Struktur verbessern. Darüber hinaus unterstützt Belastung die Durchblutung des Gelenkgewebes, was den Transport von Nährstoffen und Sauerstoff verbessert. Dieser Prozess trägt dazu bei, dass der Knorpel ausreichend versorgt wird und seine Funktion als stoßdämpfendes Element besser erfüllen kann.

Insgesamt fördert eine optimale Belastung also die Gesundheit des Knorpels, verbessert seine Struktur und trägt zur Aufrechterhaltung der Gelenkfunktion bei. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Definition von "optimaler Belastung" individuell variieren kann und von Faktoren wie dem Gesundheitszustand, Alter und den spezifischen Bedürfnissen jeder Person abhängt.

Die 4 Kennzeichen einer Arthrose

Die vier charakteristischen Merkmale von Arthrose, die im Röntgenbild durch einen Facharzt identifiziert werden können, stehen nicht zwingend in direkter Korrelation zu den individuell empfundenen Symptomen.

Es ist wichtig zu betonen, dass Arthrose nicht immer mit spürbaren Beschwerden einhergeht. Menschen können radiologische Anzeichen von Arthrose aufweisen, ohne signifikante Schmerzen oder funktionelle Beeinträchtigungen zu erleben. Daher ist eine umfassende Diagnose und Bewertung durch einen Facharzt entscheidend, um sowohl die bildgebenden Ergebnisse als auch die individuellen Symptome angemessen zu berücksichtigen.

Verschmälerung

Arthrose bewirkt die Verdichtung des Knochengewebes unter der Knorpelschicht des Gelenks, auch genannt die subchondrale Sklerosierung. 

Verdichtung

Arthrose bewirkt die Verdichtung des Knochengewebes unter der Knorpelschicht des Gelenks, auch genannt die subchondrale Sklerosierung.

Knochenneubildung

Durch den hohen Knorpelverschleiß versucht der Körper das Gelenk zu stabilisieren und bildet an den Gelenkkanten kleine Knochenneubildungen, die sogenannten Osteophyten. 

Hohlräume

Im oberflächennahen Teil des Knochens entstehen unter dem Knorpel kleine Hohlräume, die mit Gelenkflüssigkeit gefüllt sind. Man spricht von subchondralen Geröll-Zysten. 

Wer ist betroffen?

In Industrieländern wie beispielsweise Deutschland gilt Arthrose als die vierthäufigste Krankheit bei Männern, bei Frauen sogar als die zweithäufigste

Besonders häufig sind Menschen ab 50 Jahren betroffen. Bei älteren Menschen ab 65 leiden knapp 90% an einer oder mehreren Formen der Arthrose. 

Laut dem Robert-Koch-Institut werden im Jahr mehr als 8 Millionen Menschen behandelt, die an Arthrose erkrankt sind. Daraus ergibt sich, dass in Deutschland jeder Zehnte von Arthrose betroffen ist. 

→ Aus wissenschaftlicher Sicht wird Arthrose nicht ausschließlich als reiner "Gelenkverschleiß" betrachtet. Mit dem Altern gehen auch Veränderungen in unseren Gelenken einher. Ähnlich wie Falten auf der "Außenseite" (z.B. unsere Haut) entwicklen sich auch altersbedingte Veränderungen auf der "Innenseite" unseres Körpers - nämlich in den Gelenken. Das ist vollkommen normal und bedeutet keineswegs, dass das Ausmaß der Gelenkerkrankung allein über unsere Schmerzen und Funktionseinschränkungen entscheidet. 

Welche Formen von Arthrose gibt es?

In Abhängigkeit der verschiedenen Auslöser und begünstigenden Faktoren unterscheiden Wissenschaftler zwischen zwei Formen von Arthrose: Die primäre und sekundäre Arthrose. 

Die primäre Arthrose 

Bei der primären Arthrose handelt es sich um die typische Alterserscheinung, der eine natürliche Degeneration von Gewebe zugrunde liegt und die keine klar definierbaren Ursachen oder Auslöser erkennen lässt. Die Symptome der primären Arthrose treten meist ab einem Alter von etwa 50 Jahren erstmals auf.

Die sekundäre Arthrose 

Sekundäre Arthrosen resultieren häufig aus einer Missinterpretation von Belastung und Belastbarkeit, insbesondere durch mechanische Überlastung. Dies kann beispielsweise bei einer Hüftgelenksdysplasie, entzündlichen Veränderungen oder metabolischen Störungen auftreten.

Belastung & Belastbarkeit

Voraussetzung für einen gesunden Körper ist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Belastung (= Kräfte oder Belastungen, denen ein bestimmtes Gewebe, Gelenk oder Struktur ausgesetzt ist) und Belastbarkeit (= Fähigkeit, den Kräften und Belastungen standzuhalten, ohne Schaden zu nehmen). 

Wenn dieses Gleichgewicht gestört ist, beispielsweise durch übermäßige mechanische Belastung, entzündliche Prozesse oder metabolische Ungleichgewichte, kann dies zu Schäden führen. Das richtige Verhältnis von Belastung und Belastbarkeit ist demnach entscheidend, um die Gesundheit und Funktionalität der Gelenke aufrechtzuerhalten und die Entwicklung von Arthrosen zu verhindern. 

Wie entsteht Arthrose?

Leider sind die genauen Ursachen von Arthrose bis heute noch nicht eindeutig erforscht. Vermutet wird allerdings, dass verschiedene Störfaktoren, sowohl mechanischer als auch biologischer Natur, allmählich zu Schädigungen des Knorpelgewebes führen.

Bei der sekundären Arthrose handelt es sich um die Folge aus verschiedenen Auslösern, die in den meisten Fällen mit einem ungünstigen Lebensstil und einer einseitigen Ernährung zusammen hängen.

Übergewicht 

Menschen mit Übergewicht erleiden nicht zwangsläufig an einer Arthrose, doch sie sind einem erheblich höheren Risiko ausgesetzt. Übermäßiges Körpergewicht bedeutet für den gesamten Bewegungsapparat, besonders jedoch für die Gelenke im Knie- und Hüftbereich, eine außerordentliche Überbelastung

Stoffwechselerkrankungen

Auch Stoffwechselerkrankungen, die sich in erster Linie durch eine langfristige Fehlernährung entwickeln, sind als Risikofaktoren und häufige Ursachen der sekundären Arthrose bedeutsam. Auffallend ist, dass viele Menschen mit Diabetes mellitus, Rheuma oder Gicht gleichzeitig auch an Arthrose leiden. 

Überbelastung & Bewegungsmangel

Unser Bewegungsapparat ist der Faktor, den wir am nachhaltigsten beeinflussen können, und dies folgt dem Leitspruch "Die Dosis macht das Gift". Sowohl Überbelastung als auch unzureichende oder fehlende Belastung stellen Risikofaktoren für Arthrose dar. Die entscheidende Variable liegt in der angemessenen Dosierung, die das Risiko deutlich mindert.

Folglich erweist sich Bewegung als einer der zentralen Faktoren, denn wie bereits erwähnt reagieren der Knorpel und das umliegende Gewebe ähnlich wie Muskeln auf Belastung. Durch gezieltes Training in einem adäquaten Kontext wird der Knorpel nicht nur stabiler und kräftiger, sondern auch widerstandsfähiger. Dadurch reduziert sich das Risiko für Arthrose nachhaltig.

Verletzungen & Unfälle 

Arthrose kann auch als Begleiterscheinung oder Folge von verletzungs- bzw. unfallbedingten Schädigungen von Knochensubstanz auftreten. Insbesondere nach Knochenbrüchen, die schlecht verheilt sind, manifestiert sich oft noch Jahre oder sogar Jahrzehnte später an der betroffenen Stelle ein Gelenkverschleiß. 

Wie äußert sich Arthrose?

Das Krankheitsbild der Arthrose kennt viele Gesichter und kann mit vielfältigen Beschwerden verbunden sein, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Jedoch nicht zwingendermaßen, denn viele Menschen, die an einer Arthrose leiden, haben keinerlei Beschwerden.

Die Schmerzintensität sowie die Einschränkung der Bewegungsfähigkeit stehen in keinem Zusammenhang mit der Ausprägung der Arthrose. Schmerz ist rein subjektiv und egal wie stark die Arthrose ausgeprägt ist, jeder kann Schmerzen unterschiedlich wahrnehmen. Nach der Klassifikation von Outerbridge wird der Verlauf von Arthrose in vier Stadien unterteilt:

Stadium 1

Das 1. Stadium ist gekennzeichnet durch eine Erweichung der Knorpelsubstanz, deren Oberfläche ist jedoch noch intakt. In dieser Frühphase stellen die Betroffenen keinerlei Anzeichen fest. Die Veränderungen im Knorpelgewebe sind lediglich auf einem Röntgenbild sichtbar, klinisch ist die Erkrankung sonst unauffällig. 

Stadium 2 

Stadium 2 geht mit einem oberflächlichen, von Einrissen gekennzeichneten Knorpelschaden einher und man spricht von einer “aktiven Arthrose”.

Stadium 3 

Im dritten Stadium sind die Schädigungen tiefgreifender. Durch die fortschreitende Zerstörung des Knorpelgewebes bedingen abgestorbene Zellen eine Entzündungsreaktion in der Gelenkinnenhaut, die mit Schwellungen, starken Schmerzen, Überwärmung und Rötung der betroffenen Bereiche einhergehen kann. Bei ausbleibender Behandlung kann die Entzündung auf den gesamten Gelenkapparat übergehen.

Stadium 4

Im vierten Stadium verschwindet die schützende Knorpelsubstanz gänzlich und ist bis zur Knochenfläche abgenutzt, weshalb Mediziner*innen auch von der “Knorpelglatze” sprechen. Dieser Prozess begünstigt im betroffenen Gelenk Veränderungen von Knochenmaterial, die zu Verformungen führen können. 

 

Am Ende möchten wir dich ermutigen, trotz der Diagnose und der damit verbundenen Beschwerden aktiv zu bleiben. Auch wenn die erste Reaktion auf Schmerzen oft darin besteht, die Belastung zu reduzieren, zeigt die Forschung, dass Aktivität einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung leisten kann.

Wie bereits erläutert, reagiert der Knorpel im Gelenk und jedes Gewebe deines Körpers auf Training ähnlich wie ein Muskel: durch gezieltes Training wird er gestärkt und widerstandsfähiger. Daher ist es wichtig, deinen Schmerz zu respektieren und sich schmerzangepasst zu belasten, um eine stetige Steigerung der Belastung zu ermöglichen. Auf diese Weise kann dein Gewebe wieder an Stärke gewinnen und Belastungen besser standhalten.