Plantarer Fersensporn - Der Übeltäter unter den Fußschmerzen

von Anja Grünauer
Veröffentlicht am: 29.4.2024

Du leidest unter stechenden Schmerzen in der Ferse, wenn du morgens nach dem Aufstehen ins Bad humpelst? Das Auftreten mit dem Fuß fühlt sich an als hättest du einen Nagel im Fuß? …

… Dann könnte der umgangssprachliche Fersensporn ein Problem bei dir sein.

Was genau sich dahinter verbirgt, wie es entsteht und wie du dagegen vorgehen kannst, erfährst du hier von uns. 

 

Was ist ein Fersensporn?

Unter dem inzwischen veralteten Begriff des “Fersen- oder Kalkaneussporn” versteht man einen dornartigen Knochenauswuchs am Fersenbein, der durch Kalkeinlagerungen entsteht. Trotz seiner geringen Größe von nur wenigen Millimetern (zwischen 1 bis 15 mm), kann die knöcherne Veränderung starke, stechende Schmerzen hervorrufen. Die Art, Intensität und Häufigkeit der Schmerzen kann jedoch sehr individuell sein. 

Die zwei Arten des Fersensporns

In der modernen Medizin wird zwischen zwei Arten des Fersensporns unterschieden.

Plantare Fersenschmerzen

Der plantare (untere) Fersensporn hat seinen Ursprung an der Unterseite des Fersenknochens. Dabei setzt sich der Knochenauswuchs wie eine Zecke an der Plantarfaszie, eine Sehne die für die Stabilisation des Fußgewölbes zuständig ist, fest und zeigt in Richtung der Zehen. 

Dorsale Fersenschmerzen 

Bei dem eher seltenen, dorsalen (oberen) Fersensporn entwickelt sich der knöcherne Auswuchs im Gegensatz zum plantaren Fersenschmerz am Ansatz der Achillessehne

Die Plantarfaszie - Was genau ist das?

Bei der Plantarfaszie handelt es sich um ein Band aus dichtem, faserigem, kollagenem Bindegewebe, das seinen Ursprung am Fersenbein (Calcaneus) hat und entlang des Längsgewölbes des Fußes verläuft. Die feste Sehnenplatte spaltet sich in Richtung Vorfuß im Bereich der Metatarsalknochen in fünf einzelne Züge auf, wobei der Teil in der Nähe des Ursprungs der dickste und stärkste Abschnitt ist. 

Ihre Aufgabe ist es, die Spannung in der knöchernen Struktur des Fußes zu halten und das Körpergewicht beim Gehen abzufedern

Wusstest du, dass beim Laufen die Kraft beim Auftreffen des Fußes auf den Untergrund das 2- bis 3-fache deines Körpergewichts erreichen kann?

FUN FACT

Der Namensgeber des Fersensporns muss wohl ein Cowboy und kein richtiger Biologe gewesen sein. Denn könnte man den knöchernen Auswuchs in Realität betrachten, wäre keine Ähnlichkeit zu einem richtigen Cowboy-Sporn zu erkennen. 

Der Fersensporn kann weder etwas einklemmen bzw. auf etwas drücken, noch ist er scharf oder gefährlich. Vielmehr ist das Band der Plantarfaszie mit dem Knochen des Fersenbeins zu einer starken Struktur verbunden und verschmilzt an diesem Verbindungspunkt mit dem Bindegewebe. 

Woran erkennst du einen Fersensporn?

Da die knöcherne Veränderung innerhalb des Fersenbereichs von außen nicht zu erkennen ist, bleibt ein Fersensporn gar nicht so selten unentdeckt. Erst wenn es zu Schmerzen kommt, wird er von Betroffenen meist bemerkt. Doch auch Röntgenaufnahmen können Ärzt:innen und Orthopäd:innen helfen, die richtige Diagnose zu stellen

Wer ist betroffen?

Der Fersensporn beschreibt das am häufigsten vorkommende muskuloskelettale Beschwerdebild des Fußes und circa 10% der deutschen Bevölkerung leiden im Laufe ihres Lebens unter den unangenehmen Fersenschmerzen, wobei sich keine geschlechtsspezifische Verteilung feststellen lässt. 

Dadurch dass durch das zunehmende Alter die Wahrscheinlichkeit eines Fersensporns zunimmt, liegt das Durchschnittsalter von Betroffenen zwischen 45 und 65 Jahren. Natürlich gibt es auch Ausnahmen und der plantare Fersenschmerz kann auch bei Menschen, speziell Läufer:innen, in jüngeren Jahren vorkommen. 

Was sind die Ursachen eines Fersensporns?

Die Hauptursache eines Fersensporns sind Verkalkungen im Bereich der Ferse, die durch Belastung des Fußes entstehen. Durch die genannten Belastungen des Fußes versucht der Körper noch stärker und robuster zu werden. Aus diesem Grund verschmelzt sozusagen das Bindegewebe mit dem Knochen besonders deutlich. Eigentlich ist dieses Phänomen faszinierend und zeigt wie gut sich unser Körper an Belastungen anpassen kann. Der Fersensporn selbst muss gar nicht die Ursache für die Beschwerden sein. Aus diesem Grund wird mittlerweile von Fersenschmerz gesprochen und nicht mehr von Fersensporn.

Es gibt trotzdem sehr viele Faktoren, die bei der Entwicklung von Fersenschmerzen beteiligt sind:

  • körperliche Überlastung (Belastungen die größer sind als die Belastbarkeit des Körpers)

  • psychologische Faktoren (z.B. Stress)

  • die eigene Erwartungshaltung bzw. “Was denke ich selber über mein Problem und die Ursache?”

  • Übergewicht

  • reduzierte Kraft in der Beinmuskulatur

→ Je länger ein Fersenschmerz anhält, desto irrelevanter werden die anatomischen Gegebenheiten (wie z.B. die Fußstellung).

Welche Symptome gibt es?

  • Typisch sind messerstichartige, starke Schmerzen unter der Ferse oder auf der Ferseninnenseite, die klassisch nach Ruheperioden beim Auftreten des Fußes (erste Schritte) oder nach dem Aufstehen am Morgen vorkommen.

  • Anfänglich sind die Schmerzen nur sporadisch und klingen nach wenigen Minuten von selbst ab. Allerdings können sie im Laufe Tages vermehrt auftreten.

  • Mit fortgeschrittenem Krankheitsverlauf und erhöhter Beanspruchung des Fußes können die Schmerzen zunehmen. Im akuten Stadium jedoch können die Beschwerden so stark sein, dass ein Gehen und Laufen beinahe unmöglich scheint. 

Effektive Maßnahmen zur Behandlung eines Fersensporns 

Der plantare Fersensporn kann das Resultat falscher oder übermäßiger Belastungen im Fußbereich sein. Daher stellt sich jetzt die Frage, wie man die negativen Auswirkungen der Fersenschmerzen wieder in den Griff bekommt.

Tipp #1: Edukation

Es ist wichtig, ein Verständnis für das Problem zu entwickeln und die Mechanismen im Körper zu verstehen, um langfristig keine Beschwerden mehr zu haben. Hier sollte dich dein/e Ärzt:in oder Physiotherapeut:in evidenzbasiert aufklären.

Tipp #2: Schmerzadaptierte Entlastung 

Besonders wichtig bei Fersenschmerzen ist Entlastung. Solltest du dich bereits in einem akuten Stadium befinden, raten wir dazu die Füße hochzulagern. Dadurch wird die Plantarfaszie nicht mehr mit deinem Körpergewicht belastet und kann schneller regenerieren. 

Tipp #3: Ernährung 

Entzündungen können eine Art Selbstschutz deines Körpers sein. Es gibt bestimmte Fettsäuren, die entzündungsfördernd wirken und so deinen Fersensporn verschlimmern können. Bei “Arachidonsäure” handelt es sich um eine derartige Fettsäure, die ausschließlich in tierischer Nahrung und speziell Fleisch zu finden ist. 

Deinen Fleischkonsum zu reduzieren, kann also eine Möglichkeit sein, die Entzündung im Fersenbereich zu minimieren. Auch Kräuter, die als Entzündungshemmer fungieren, können zusätzlich in Gerichten verarbeitet werden (z.B. Petersilie, Minze, Rosmarin). 

Tipp #4: Durchblutung fördern 

Eine Fußmassage oder wärmende Fußbäder können helfen, die Durchblutung in deinen Füßen zu verbessern und haben zudem eine schmerzlindernde Wirkung. 

Tipp #5: Ärztliche Maßnahmen

Sollten eigens initiierte Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg nach sich ziehen, bleibt oftmals nur der Gang zum/r Ärzt:in des Vertrauens. Die Behandlung mit Medikamenten kann helfen, Entzündungen zu bekämpfen und Schmerzen zu reduzieren. 

Im Extremfall besteht auch die Option, Kortison in die betroffene Stelle zu spritzen. Kortison hat viele Vorteile, doch birgt auch einige Gefahren, weshalb man vorsichtig damit umgehen sollte. Der Wirkstoff breitet sich oftmals aus und kann langfristig deine Sehnen schädigen. Außerdem wird dadurch nicht die Ursache, sondern lediglich die Symptomatik gedämpft. 

Auch spezielle Therapieanwendungen können Abhilfe leisten. Bei der Röntgenbestrahlung handelt es sich um ein Verfahren, das - wie der Name schon verrät - den Fersensporn bestrahlt und zum Abbau des knöchernen Gewebes führt. Eine weitere Methode ist die Stoßwellentherapie, bei der der Knochenauswuchs durch Ultraschallwellen zertrümmert wird. 

Als letzter Schritt kann der Sporn auch operativ entfernt werden, sollte es zu keiner Schmerzlinderung durch Selbstbehandlung, therapeutische Anwendungen oder Medikamente kommen. 

Dem Fersensporn vorbeugen

Nicht immer müssen Maßnahmen ergriffen werden, nachdem ein Problem aufgetreten ist. Ganz im Gegenteil. Vielmehr macht es Sinn, möglichen Schwierigkeiten bereits im Voraus entgegenzuwirken.

Im letzten Abschnitt möchten wir die ein paar Tipps verraten, mit deren Hilfe du Schmerzen im Fersenbereich vorbeugen kannst: 

  • Achte darauf, deine Muskeln vor dem Sport richtig aufzuwärmen 

  • Dehnübungen für Füße und Waden helfen, die Durchblutung in Schwung zu bringen 

  • Ebenso eignen sich durchblutungsfördernde Massagen und Akupressurmatten 

  • Achte auf richtiges Schuhwerk

  • Reduziere Übergewicht, um deine Füße vor übermäßiger Belastung zu schützen

  • Baue “aktives Sitzen” in deinen Alltag mit ein

 

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