Nur eine “falsche” Bewegung und schon sind sie da. Rückenschmerzen - Die Volkskrankheit in Deutschland schlechthin. Bei der sogenannten Lumboischialgie, auch bekannt als Wurzelreizsyndrom, handelt es sich um Rückenschmerzen, die mit ausstrahlenden Beschwerden über das Gesäß und die Rückseite der Oberschenkel einhergehen können.
Doch keine Sorge. Wir klären dich nicht nur über alle Fakten auf, die du über eine Lumboischialgie wissen solltest, sondern geben dir ein paar wertvolle Tipps und Tricks mit auf dem Weg, die dir auf einfache Weise helfen können, deine Beschwerden zu lindern.
Der Begriff der Lumboischialgie lässt sich ziemlich leicht herleiten. Denn eine Lumboischialgie setzt sich aus den zwei Schmerzbildern “Lumbalgie” und “Ischialgie” zusammen. Eine Lumbalgie, bestehend aus “Lumbo” für Lendenwirbelsäule und “Algos” für Schmerz, beschreibt Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule. Die Ischialgie hingegen zeichnet sich durch Schmerzen aus, die isoliert im Ischiasnerv vorkommen und bis in die Beine ausstrahlen können.
Kommt es zu einer Kombination aus Ischias-Schmerzen und Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule, die sich auf ein oder zwei Beine ausweiten, ist also die Rede von einer Lumboischialgie.
Ausgangspunkt einer Lumboischialgie bildet die Lendenwirbelsäule. Von dort aus können die Schmerzen über das Gesäß und die Oberschenkelrückseite bis in das Bein ausstrahlen.
Die Lendenwirbelsäule unterteilt sich in verschiedene und sehr interessante Bausteine. Um das Fundament für einen schmerzfreien und gesunden Rücken zu schaffen, möchten wir dir diese Bausteine und somit den Aufbau deiner Lendenwirbelsäule ein wenig genauer erklären.
Deine Lendenwirbelsäule besteht von oben nach unten aus den 5 Lendenwirbeln “L1” bis “L5”. Daran schließen das Kreuzbein und das Steißbein an. Wenn du schon einmal ungewollt auf dem Hintern gelandet bist, kannst du dich sicher schmerzhaft an die beiden Letzteren erinnern.
Als unterer Teil der Wirbelsäule ist der Lendenwirbelbereich dafür zuständig, einen hohen Anteil des Körpergewichts zu tragen. Die einzelnen Lendenwirbel setzen sich jeweils aus dem Wirbelkörper (1*), dem Dornfortsatz (2*), zwei Querfortsätzen (3*) und einem Wirbelbogen (4*) zusammen.
Wenn du mit deinen Fingern über deine Wirbelsäule gleitest, lassen sich die Dornfortsätze sehr gut als kleine Wölbungen ertasten. Zwischen dem Wirbelkörper, den zwei Dornfortsätzen und dem Wirbelbogen befindet sich ein geschützter Raum, das sogenannte Wirbelloch (5*) Die Wirbellöcher alle Wirbel ergeben gemeinsam den Spinalkanal, der Platz für dein Rückenmark bildet. Zwischen den einzelnen Wirbeln befinden sich in der gesamten Wirbelsäule unsere Bandscheiben.
Der nervus ischiadicus, im Volksmund als "Ischiasnerv" bekannt, ist der größte Nerv des menschlichen Körpers. Er tritt in der Nähe des Gesäßmuskels, genauer gesagt am M. Piriformis, aus einem komplexen Nervengeflecht, dem Plexus sacralis, aus. Dieser Nerv spielt eine entscheidende Rolle bei der Übertragung von Signalen zwischen dem Gehirn und den unteren Extremitäten. Er erstreckt sich über die Länge des Beins und ist für die Kontrolle und das Empfinden in einem großen Teil des Beines verantwortlich. Wenn er gereizt oder beeinträchtigt wird, kann das zu Schmerzen und anderen Symptomen führen, die oft als Ischias-Syndrom bezeichnet werden.
Bei einer Lumboischialgie kann es zu verschiedenen Symptomen kommen, die je nach Schwere zwischen einer Woche und mehreren Monaten andauern.
Am charakteristischsten für das Lumbalsyndrom sind teils brennende oder stechende Rückenschmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule, die über das Gesäß und die Oberschenkelrückseite bis in ein Bein ausstrahlen. Zusätzlich kann es zu einer stark eingeschränkten Beweglichkeit der Wirbelsäule bis hin zu Gefühlsstörungen oder Missempfindungen im Beinbereich führen.
Die für eine Lumboischialgie typischen Rückenschmerzen im Lendenbereich können sich über den Ischiasnerv bis in den Unterschenkel und den Fuß erstrecken. Je nachdem wie stark die jeweilige Nervenwurzel gereizt wurde, weiten sich die Schmerzen entlang des Beines aus. Eine extrem starke Nervenwurzelreizung führt also dazu, dass sich die Schmerzen bis in den Fußbereich ausdehnen können. Bei einer weniger starken Reizung hingegen, können die Schmerzen bereits im Bereich des Oberschenkels abbrechen.
Auslöser der Schmerzen sind häufig Bewegungen wie das Anwinkeln oder Heben des Beins oder auch das Drehen des Körpers. In Ausnahmefällen kann es zu einem sehr schweren Form der Lumboischialgie kommen, dabei können sogar im Ruhezustand, beim Stehen, Sitzen oder Liegen Schmerzen auftreten.
Aufgrund der starken Schmerzen bei einer Lumboischialgie krampfen die Muskeln rund im die Wirbelsäule reflexartig zusammen, wodurch die Bewegungsfähigkeit stark eingeschränkt sein kann.
Bei einer Lumboischialgie kann es außerdem zu Gefühlsstörungen und neurologischen Ausfällen in den betroffenen Regionen kommen. Dazu zählen Taubheitsgefühle, ein Kribbeln und Störungen der Empfindungsfähigkeit.
Überwiegend Erwachsene im Alter zwischen 30 und 50 sind von einer Lumboischialgie betroffen. Da vor allem die Problematiken hinsichtlich Belastung und Belastbarkeit des Gewebes das Risiko einer Lumboischialgie erhöhen, nimmt die Anzahl der Betroffenen mit steigendem Alter zu.
Um festzustellen, ob es sich um eine Lumboischialgie handelt, beginnt der*die Ärzt*in mit einem ersten Gespräch, der sogenannten Anamnese.
Hierbei werden vor allem Informationen über die Krankheitsgeschichte und die genauen Symptome des*der Patient*innen gesammelt, um eine möglichst genaue Diagnose stellen zu können. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch der Verlauf der Schmerzentwicklung.
Auf die Anamnese folgt als zweiter Schritt die körperliche Untersuchung. Überprüft werden die Muskelkraft, die Beweglichkeit der Gelenke und die Reflexe in den Beinen.
Sollte auch die körperliche Untersuchung keine klaren Ergebnisse aufzeigen, können bildgebende Verfahren wie die Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt werden, um eine strukturelle Ursache für die Symptomatik ausfindig zu machen.
Eine weitere Möglichkeit für Physiotherapeut*innen zu bestätigen, dass es sich um eine Lumboischialgie handelt, ist der sogenannte “Straight-Leg-Raise-Test”.
Bei dem SLR-Test, oftmals auch als Lasègue-Test bezeichnet, handelt es sich um ein klinisches Zeichen, das im Rahmen einer Untersuchung überprüft wird und das Ausmaß einer Beeinträchtigungen durch Rückenschmerzen feststellt.
Hierbei befindet sich der*die Patient*in in Rückenlage, während der*die behandelnde*r Ärzt*in das betroffene Bein langsam anhebt. Das Bein sollte möglichst gestreckt und das Hüftgelenk wenig gebeugt sein. Sollte eine deutliche Verstärkung der Schmerzen verspürt werden, liegt eine Lumboischialgie vor, denn durch das Anheben des Beins wird der Ischiasnerv gedehnt und die Nervenwurzel zusätzlich gereizt.
Zusätzlich zu dem SLR-Test können weitere körperliche Untersuchungen gemacht werden, um das Vorhandensein einer Lumboischialgie zu überprüfen. Zum einen werden die Eigenreflexe in den unteren Extremitäten sowie die motorische Kontrolle der Nervleitgeschwindigkeit kontrolliert und zum anderen kann der Hackengang und Einbeinstand durchgeführt werden.
Um die richtige Behandlungsmethode zu wählen, ist es wichtig, die genauen Ursachen zu kennen. Eine Lumboischialgie kann verschiedene Ursachen haben, doch die mit Abstand häufigste Ursache ist der Bandscheibenvorfall.
Um die richtige Behandlungsmethode zu wählen, ist es wichtig, die genauen Ursachen zu kennen. Eine Lumboischialgie kann verschiedene Ursachen haben, doch die mit Abstand häufigste Ursache ist der Bandscheibenvorfall.
Unsere Bandscheiben sind gelartige Kissen zwischen den einzelnen Wirbelkörpern und fungieren als Stoßdämpfer, um Erschütterungen abzufedern und den Druck gleichmäßig zu verteilen. Der flüssige Gallertkern einer jeden Bandscheibe ist dabei von einem Ring aus Faserknorpel und Bindegewebe geschützt. Bricht dieser Schutz weg, kann das Bandscheibengewebe auf die umliegenden Nervenwurzeln drücken
Als Folge eines Bandscheibenvorfalls können die Nerven im Wirbelkanal eingeengt werden, wodurch es zu ausstrahlenden Schmerzen kommen kann.
Wirbelkörperbrüche (verursacht durch Osteoporose oder einen Unfall)
degenerative Veränderungen
Entzündungen an der Bandscheibe oder den angrenzenden Wirbeln
Verknöcherungen von Wirbelgelenken
Blockaden der Wirbelkörper (z.B. durch Knochentumore oder Osteophyten)
Borreliose
Abszesse des umliegenden Gewebes
Nierensteine
Eierstockzysten
Bauchaortenaneurysma
Durchblutungsstörungen
Fehlhaltungen
Meistens beginnen die ersten Beschwerden mit einem akuten und heftigen Schmerzreiz, der sich bis in die unteren Extremitäten hinziehen kann. Je nachdem was die Ursache ist, können die Schmerzen wenige Tage (Muskelverspannungen) oder mehrere Monate (Bandscheibenvorfall) andauern. Die Beschwerden treten intervallartig auf und sind stark von der Art der Bewegung abhängig. Um die Reizung so schnell wie möglich zu erkennen und zu beseitigen, sollte der Nerv möglichst ruhig gestellt werden.
Der Begriff Lumboischialgie mag erschreckend klingen, doch es gibt keinen Grund zur Panik. Denn die Heilungschancen bei einer Lumboischialgie sind bei Behandlung mit schmerzstillenden und entzündungshemmenden Medikamenten im Normalfall gut. Auch gelenkschonende Bewegung kann zur schnelleren Heilung beitragen und eignet sich hervorragend zur Vorbeugung.
Eine Lumboischialgie bringt nicht nur Schmerzen mit sich, sondern kann auch den Alltag der Betroffenen erheblich einschränken. Wenn das aufrechte Stehen nicht mehr möglich ist, nehmen viele Patient*innen eine Schonhaltung ein, um den Schmerzen entgegenzuwirken. Einhergehend mit der Schonhaltung klagen viele Patient*innen über Muskelverspannungen im Bereich des unteren Rückens. Teilweise wird von Empfindungsstörungen im Versorgungsgebiet des N. ischiadicus berichtet.
Konservative Behandlungsmöglichkeiten bieten ein breites Spektrum für die Behandlung der Beschwerden. Dabei können vor allem die Physiotherapie und die Bewegungstherapie eingesetzt werden.
Sofern eine Lumboischialgie, durch eine Infektion mit Viren oder Bakterien verursacht wurde, werden spezielle Medikamenten, wie beispielsweise Antibiotika oder Virostatika, eingesetzt, um die Ursache für die Beschwerden zu verbessern.
Zur raschen Wiederherstellung sind körperliche Aktivität und viel Bewegung besonders wichtig. Denn sanfte Bewegungen helfen, die Beweglichkeit des Körpers zu fördern und stärken zugleich die Rückenmuskulatur.
Dennoch solltest du dich hierbei auf die genauen Empfehlungen deines*r behandelnden Ärzt*in verlassen. In der Regel gilt: “Was deinem Körper keine Schmerzen bereitet, das kann auch keinen Schaden zufügen.”
Bevor du wieder mit deinem “normalen” Sportprogramm startest, ist es ratsam langsam die Belastung zu steigern, sodass auch dein Gewebe der künftigen Belastbarkeit entgegen wirken kann.
Es gibt ein paar Sportarten, die sich besonders gut eignen, um langsam die Belastung wieder zu steigern.
Wandern & Walken
Bewegung an der frischen Luft tut nicht nur dem Körper, sondern auch der Seele gut und sorgt für einen guten Ausgleich zum Büroalltag. Durch die kontrollierten Bewegungsabläufe beim Wandern oder Walken kann der Körper wieder langsam und gezielt die Belastbarkeit wieder steigern.
Radfahren
Ebenso wie das Wandern und Walken bietet auch Radfahren eine gute Gelegenheit langsam die Belastung deines Körpers zu erhöhen. Dabei unterstützen vor allem die regelmäßigen Bewegungsabläufe beim Treten die steigernde Belastbarkeit.
Eine der wichtigsten Maßnahmen zur Vorbeugung ist eine gesunde Lebensweise, dazu zählen eine gesunde und nährstoffreiche Ernährung und ausreichend Bewegung.
Vor allem regelmäßige Bewegung im Alltag sind von Bedeutung. So sollte bspw. im Büroalltag auch auf ausreichend Bewegung geachtet werden und vor allem auf vielfältige Bewegungen des Rückens. Unterstützend hierfür können bspw. höhenverstellbare Tische eingesetzt werden, um einen Wechsel und Bewegungsvariationen zu ermöglichen.
Zusammenfassend: Um vorbeugend und nachhaltig etwas gegen deine Rückenbeschwerden zu unternehmen ist das Gleichgewicht zwischen der Belastbarkeit und der Belastung ausschlaggebend. Bei akuten Beschwerden können dir Wärme und sanfte Bewegungen helfen. Langfristig sind Stressreduktion und ein gesunde Lebensweise ebenfalls förderlich.